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Mobile Apps im medizinischen Alltag

Lorenz Andreas

Postet in mHealth, Press, Technology
December 3rd, 2012

Mobile Technologie ist omnipresent und verändert in weiten Bereichen die Art und Weise, wie wir Unterhaltungsangebote konsumieren, Produkte einkaufen, Informationen wahrnehmen und uns unter Freunden austauschen. Mehr und mehr werden mobile Geräte wie Smartphones oder Tablet-PCs aber auch zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Ist dies nur ein kurzlebiger Trend oder bieten diese wirklich eine nachhaltige Ergänzung zu unserem heutigen Gesundheitssystem?

Das Angebot an mobilen Apps für Gesundheit, Fitness und Wellness hat sich in den letzten fünf Jahren rasant entwickelt und wird bereits von 25% aller Smartphone-Besitzer genutzt. Im Mai 2012 wurden über 40‘000 solcher Anwendungen mit einem Downloadvolumen von rund 44 Mio. und einem hierbei generierten Umsatz von 1,3 Mrd US$ in den verschiedenen App Stores gezählt.

Mobile Health ist heute

Mobile Health, kurz mHealth, ermöglicht heute über drahtlose Technologien, Sensoren und Geräte neben den Vorzügen der neuen Mobilität auch neue Wege in der Behandlung von Krankheiten. So unterstützen u. a. «Clinical Decision Support»-Systeme das Management von chronischen Krankheiten wie Asthma, Diabetes oder von Wunden durch das Monitoring von Blutdruck, Blutzucker, Medikamenten, Gewicht und Bewegung.

Das Gesundheitswesen, wo der Einsatz von mHealth bereits heute ansatzweise zur Realität gehört, ist hierzu mit einer Smartphone-Dichte von über 80% geradezu prädestiniert. Tagesaktuelle «evidence-based guidelines» und medizinische Referenzen wie WebMD, mit über 5 Mio. Downloads, bieten einen schnellen Zugang zu Informationen. Entscheidungsprozesse lassen sich, unterstützt durch medizinische Rechner wie Skyscape oder Medscape zur detaillierten Medikamentendosierung, vereinfachen.Wichtige Einblicke bietet auch der interaktive, anatomische Atlas von Netter Anatomy, ergänzt durch die von ePocrates herausgegebene Suite an weiteren nützlichen medizinischen Apps.

Einen hervorragenden, kategorisierten Überblick über zertifizierte mHealth-Apps, für den professionellen und medizinischen Einsatz, bieten die beiden Portale happtique.com und imedicalapps.com.

Effizienzsteigerung

Insgesamt reduziert mHealth den Aufwand für das Personal, erlaubt einen zeit- und standortunabhängigen Zugang zu und Austausch von Patientendaten, vereinfacht die Forschung durch real-time Gesundheitsdaten, erleichtert die Prävention von Krankheiten und reduziert dadurch unnötige Arzt- und Krankenhausbesuche für den Patienten.

Das Gesundheitswesen hat die veränderten Bedingungen erkannt, und es laufen bereits zahlreiche Pilotprojekte. So nutzen beispielsweise einige Schweizer Spitex-Organisationen Smartphones zur Abrechnung und das Inselspital Bern unterstützt Ärzte in ihrer Arbeit durch Tablet-PCs. Die im März 2012 veröffentlichte Studie eines ähnlichen Projekts am Universitätsspital von Chicago hat gezeigt, dass sich durch den Einsatz von mHealth eine Effizienzsteigerung und durchschnittliche Zeiteinsparung von rund einer Stunde pro Tag und Person erreichen lässt.

mHealth-Apps bieten darüber hinaus eine nicht zu unterschätzende Alternative zu bestehenden, meist sehr teuren und benützerunfreundlichen IT-Systemen. Die Grenzen zwischen Computer und mobilen Geräten verschwinden zunehmend und immer mehr Arbeitsschritte lassen sich auch auf diesen erledigen.

Anforderungen

Bei allem «Hype» muss man sich aber auch im Klaren darüber sein, dass mHealth nur ein weiteres Werkzeug ist und keine neue Medizin. Die Möglichkeiten mobiler Technologie für sich alleine reichen nicht aus. mHealth muss deshalb im gesamten eHealth-Kontext, unter Einbezug der eigenen Bedürfnisse und Zielsetzungen, betrachtet werden. Der Nutzen von mHealth hängt davon ab, wie sich diese in bestehende Gesundheitssysteme integrieren lässt. Ausschlaggebend für den Erfolg ist, neben einem kompetenten Partner, der Zugang zu konformen Informationen zur rechten Zeit und in der korrekten Form. Dafür braucht es Standards, Interoperabilität, Sicherheit, Datenschutz und – last but not least – Usability.


Dieser von Dr. Patricia Sigam und mir verfasste Artikel zum Thema “Future Health: Visionen – Werte – Strategien” erschien am 30. November 2012 in “scorecard“, dem Themenmagazin für Führungskräfte in der “NeueZürcherZeitung (NZZ)”.


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